Sep
03
Samstag

Eigenständiger Blues der besonderen Art

Lichtentanne – Fast pünktlich zum meteorologischen Herbstbeginn beziehungsweise zum Ende seiner Sommerpause startete „Das Liederbuch“ vergangenen Samstag im St. Barbara seine neue Konzertsaison. Dass dieser mehr als gelungen ausfiel, dafür sorgte Leif de Leeuw (ausgesprochen wie Leo) und seine Band. Nach zwei Festivals in Tschechien und einem Gig in Dresden war dies das letzte Konzert „mit Club-Atmosphäre, die wir sehr gern spielen, weil wir da ganz nah an den Leuten sind“, wie Leo gestand.
Es kann durchaus als überwältigend bezeichnet werden, was diese klassische Vierer-Besetzung mit Elektro- und Bassgitarre, Schlagzeug und Sängerin auf, von der Bühne brachte. Mal sanft, dann wieder kräftig, nie dröhnend, fast immer filigran. Die Titel leben von den virtuosen Gitarren-Parts de Leeuws und der Stimme von Britt Jansen - klar und kräftig aber genauso beruhigend und wohltuend. Faszinierend der Rhythmuswechsel innerhalb manch ihrer Songs. Da gibt´s hier und da den ein oder anderen Hauch vertrauter Klänge, angelehnt an die Art zu musizieren, wie es Johnny Winter, Muddy Waters oder Cream taten. Absolute Begeisterung und fast frenetischen Beifall erhielten die Holländer für das von Tony Spinner gefeaturedte „Just fine“, das zu einem imposanten Achtminüter gemacht wurde, an einigen Stellen auch etwas von Pink Floyd hatte. Gleiches gilt für die an Jimi Hendrix offerierte Hommage mit „Little Wing“. Dabei unterstreicht Leo einmal mehr, dass er sein Arbeitsgerät absolut perfekt beherrscht und dafür schon zig Preise sein Eigen nennen kann. Aber auch Eibe Gerhartl demonstriert, dass er der Geigenspieler unter den dick Besaiteten ist, die sechs Fasern seines Basses zu streicheln versteht. Nach der Pause eröffnet Sängerin Jansen mit einer Ballade, einer adaptierten Version von Cohens „Bird on the Wire“, ehe es endgültig „rock-bluesig“ wird. Leo zelebriert Licks und Riffs, verzückt den gefüllten Saal, wenn er seine Gitarre fast zum Weinen bringt, Jansen lässt plötzlich mit ihrer „auch vorhandenen Röhre“ aufhorchen, Gerhartl zeigt die breite Palette zwischen Legato und Stakkato – irgendwie stoisch aber trotzdem jederzeit überzeugend auf dem neu errichteten Drummer-Podest Tim Koning.
Die mit vielen prestigeträchtigen Preisen dekorierte Leif de Leeuw-Band hat an diesem Abend einen weiteren Publikumspreis erhalten, den für ein wahrliches Spitzen-Eröffnungs-Erlebnis der neuen Konzertsaison – wenn es ihn den geben würde. uhe

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